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EM Riesenbeck: David Will legt vor – deutsche Mannschaft derzeit Platz 2

Schweden hat mal wieder gezaubert und David Will war der Schnellste

01.09.2021 Longines FEI Jumping European Championship Riesenbeck 2021 sind gestartet. Den Auftakt machte am Mittwoch das Zeitspringen, bei dem sämtliche Fehler in Strafsekunden und die Ergebnisse dann in Punkte umgerechnet werden, die über die Rangierung entscheiden.

Danach liegen nun die Olympiasieger aus Schweden mit 3,59 Punkten auf Goldkurs. Deutschland hat Silber im Visier (4,77). Die Schweiz rangiert momentan an dritter Stelle (5,47). In der Einzelwertung war der Deutsche David Will mit C-Vier der Schnellste vor zwei Schweden: Peder Fredricson auf Catch Me Not S und Douglas Lindelöw im Sattel von Casquo Blue.

„Nicht zu hoch, aber einige Optionen, bei denen sich die Spreu vom Weizen trennen wird“, war die Einschätzung on Ludger Beerbaums Stallkollegen Philipp Weishaupt bei der Besichtigung des von Frank Rothenberger  wieder meisterhaft gebauten Parcours. Eine Klippe war die Wendung auf den Wassergraben, Hindernis Nummer acht, mit der anschließenden Planke, die eine bunt stilisierte Surenburg zeigte.  Das war einigen Pferden nicht ganz geheuer und erwies sich als fehlerträchtig. Aber auch die Linien danach hatten es nochmal in sich. Philipp Weishaupt, der Deutsche Meister von 2020, der ja Teil des Teams von Turnierpräsident Ludger Beerbaum ist, und sich somit erstmals in der Rolle des Gastgebers wiederfand, hatte schon prophezeit: „Beim vorletzten Hindernis denken die Pferde schon, sie seien fertig. Und am Ende des Kurses lassen Kraft und Konzentration nach.“  

Nicht so bei den Schweden. Die Mannschafts-Olympiasieger – wobei von dem Tokio-Team nur Peder Fredricson in Riesenbeck am Start ist und das auch nicht mit Olympiapferd All In –  haben  einmal mehr gezeigt, dass sie derzeit das Geschehen im Parcours dominieren: vier Reiter, vier Null-Fehler-Ritte! 

Angelica Augustsson Zanotelli feierte mit Kalinka van de Nachtegaele ein gelungenes Championats-Comeback nach ihrer Babypause, als sie als erste Reiterin überhaupt fehlerfrei über den Parcours kam. Rolf-Göran Bengtsson und Ermindo W taten es ihnen gleich, Douglas Lindelöw setzte mit seinem Casquo Blue neue Maßstäbe in Sachen Geschwindigkeit. Lindelöw führte das Feld so lange an, bis Peder Fredricson mit Catch Me Not S kam und ihn auf Rang zwei verwies. Bis zum vorletzten Paar sah es so aus, als würde Peder Fredericson mal wieder die Nase vorn haben. Aber dann kam Deutschlands Championatsdebütant David Will mit C-Vier und nahm Fredricson noch einmal fast eine ganze Sekunde ab. „Ich hatte es eigentlich gar nicht darauf angelegt zu gewinnen“, sagte Will später. „Ich hatte mir einen Plan zurechtgelegt, mit dem ich uns eine gute Ausgangsbasis verschaffen wollte, und daran habe ich mich gehalten. Aber nun auch noch zu gewinnen, ist natürlich ein großes Plus.“

Mit seiner super Runde hat David Will nicht nur sich an die Spitze der Einzelwertung, sondern die deutsche Mannschaft auch auf Rang zwei hinter den Schweden katapultiert. Neben ihm waren auch Christian Kukuk und Mumbai fehlerfrei ins Ziel gekommen, für die diese EM ja ein Heimspiel ist. Sie sind hier in Riesenbeck in den Beerbaum Stables stationiert. Bei André Thieme und Chakaria war eine Stange gefallen. Zwei waren es bei Marcus Ehning und Stargold. Ehning und der zehnjährige Hengst waren kurzfristig für Maurice Tebbel und Don Diarado nachgerückt, die aufgrund eines Hufgeschwürs des Pferdes nicht an den Start gehen konnten.  Es war aber nicht nur für die vorne Platzierten ein gelungener EM-Einstieg. Turnierpräsident Ludger Beerbaum war es schon fast ein bisschen peinlich, wie viel Lob er von allen Seiten für die Anlage in Riesenbeck, das Turnier sowie die Unterbringungen und Versorgung für Pferde, Reiter und Pfleger erhielt. „Das ist ja nicht allein mein Verdienst. Da steht ein ganzes Team hinter!“, betonte er.

Aber in der Tat ist das, was die Riesenbecker hier innerhalb eines halben Jahres aus dem Boden gestampft haben, bemerkenswert. Vor allem die 380 festen Stallungen für die Pferde mit großen Boxen, alle mit Fenster. Peder Fredricson lobte aber auch die vielen Möglichkeiten, die Pferde grasen zu lassen, die Trainingsplätze, das Stadion und die Bedingungen für die Pfleger, ein Punkt, der auf vielen Veranstaltungen eher stiefmütterlich behandelt wird. Kurz: So kann es weitergehen an der Surenburg!

David Will u. C-Vier Foto: Sportfoto Lafrentz

Zitate aus der Pressekonferenz:

David Will, Deutschland:

Über seinen Plan für den Tag: „Um ehrlich zu sein, war ich nicht so sehr darauf fokussiert, Peder zu schlagen, mein Ziel war es, alles nach dem Plan zu machen, den ich für die Strecke gemacht hatte, und heute ein gutes Ergebnis zu erzielen, um in die nächsten Tage zu gehen.“

Über die deutsche Mannschaft: „Ich denke, wir können mit diesem Start sehr zufrieden sein. Natürlich war es schlecht für das Team, dass Maurice nicht reiten konnte, aber diese Entscheidung musste zum Wohle des Pferdes getroffen werden. Aber wenn man Marcus Ehning als fünften Reiter hat, ist das ziemlich gut und ich denke, wir haben immer noch ein gutes Team und einen guten Teamgeist, wir arbeiten gut zusammen. Wir werden sehen, wohin uns das führt.“ 

Über seine erste Meisterschaft auf heimischem Boden: „Zunächst einmal habe ich mich natürlich sehr gefreut, meine erste Meisterschaft hier in Deutschland zu fahren, und ich denke, das ist etwas ganz Besonderes. Mein Plan war nicht unbedingt, diese Klasse zu gewinnen, ich wollte eine gute Runde fahren und in den nächsten Tagen vorne mit dabei sein, aber natürlich ist ein Sieg ein sehr großes Plus. Ich könnte also nicht glücklicher sein! Und natürlich könnte ich auch mit meinem Pferd nicht glücklicher sein, es ist fantastisch gesprungen und hat keine einzige Stange berührt, es hat alle Sprünge leicht für mich gemacht und deshalb gebührt ihm das meiste Lob.“  

Peder Fredricson, Schweden:

Über den heutigen Parcours: „Ich denke, es war ein gut gebauter Kurs. Er war recht einladend für die Pferde, es war ein schöner Start und trotzdem gab es einige sehr gute Fragen – wie die Innenwendung zum Wasser sowie zwei Kombinationen am Ende des Parcours – ich denke, die Parcoursbauer haben wirklich gute Arbeit geleistet, die Pferde sprangen gut und selbstbewusst, und trotzdem gab es ein paar mit Fehlern.“  

Über die Bretterwand, die einige Probleme verursachte: „Mein Pferd kam herein und schaute ein wenig auf die Planke, also war etwas an dieser Planke, das ein wenig unheimlich war. Ich hatte Glück, denn als mein Pferd loslief, schaute es nicht mehr darauf. Aber als ich reinging, dachte ich, ich zeige es ihm – und es hat ihm nicht wirklich gefallen.“  

Über die Anlage in Riesenbeck: „Ich denke, es ist ein fantastischer Ort für die Reiter, Pferde und Pfleger. Die Ställe sind schön, groß und die Boxen sind gut, die Pferde haben Fenster und es gibt viel Platz zum Grasen und Reiten. Der Reitplatz ist wirklich gut, es ist schön, in einem großen Grasplatz wie diesem zu reiten. Ich muss sagen, ich bin wirklich beeindruckt von diesem Ort.  

Douglas Lindelöw, Schweden:

Über seinen Plan für den Tag: „Ich denke, ich bin nach dem Plan geritten, den wir vorher gemacht haben. Ich hatte die Gelegenheit, einige Fahrer am Anfang zu beobachten, um den Plan zu finalisieren. Solange die Klasse läuft, kann man sich leicht dazu verleiten lassen, die Zeit zu jagen, anstatt sich an seinen eigenen Plan zu halten. Ich bin nach meinem Plan geritten und ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und meinem Pferd.“ 

Ludger Beerbaum, Präsident der Longines FEI Jumping European Championship 2021:

Über seine Gefühle nach dem ersten Tag: „Ich bin wirklich froh und erleichtert, und ein bisschen stolz und auch geehrt. Aber es liegt nicht nur an mir, wir haben eine großartige Gruppe von Leuten hier an der Seite, mit Karsten und dem ganzen Team von Riesenbeck International. Es ist zwar mein Name vorne, aber es ist definitiv nicht mein ganzer Verdienst oder Ruhm, wirklich nicht. Aus Sicht des Veranstalters bin ich wirklich glücklich. Aufgrund der Strecke und der Umstände weiß man nie so recht, vor allem, wenn man eine solche Veranstaltung zum ersten Mal durchführt, standen wir unter Druck und hatten viele Fragen: Sind wir kompetent genug, wird der Boden halten, werden wir einen schönen Wettkampf haben. Vor allem in der Geschwindigkeitsklasse ist das immer ein bisschen … man weiß nie so recht, was passieren wird. Aber alles in allem muss ich sagen, ich könnte nicht zufriedener sein.“

Über den Veranstaltungsort: „Nach und nach habe ich ein bisschen mehr besessen, wie das Land, auf dem sich die Ställe befinden, aber im Allgemeinen gehört das gesamte Anwesen Philipp Freiherr Heereman von Zuydtwyck und wir sind Partner. Wir haben vor sieben Jahren mit Reithallen angefangen. Die Idee war schon von Anfang an, das Gelände zu erweitern und zu einem attraktiven Reitsportzentrum zu machen. Dann ist Karsten eingestiegen und wir leiten den Betrieb. Wir haben mit kleinen nationalen Turnieren und Tagesturnieren angefangen, ein paar Zwei-Sterne-Turniere in der Halle und im Freien. Und seien wir mal ehrlich: Wir sitzen hier nicht alle zusammen, nur weil wir so einen tollen Job machen – auch wenn ich das gerne ergänzen würde. Aber ursprünglich, als Tokio verschoben werden musste, wurden die Europameisterschaften für 2021 in Budapest abgesagt. Ende letzten Jahres stellte dann vor allem der Europäische Reiterverband die Frage, ob die Europameisterschaften nicht doch neu angesetzt werden sollten, da nicht alle Europäer in Tokio antreten können. Nach vielen Gesprächen und aufgrund der besonderen Umstände lag es dann an uns, dafür zu kandidieren, und ich denke, wir hatten großes Glück und ein bisschen Glück, dass wir es bekommen haben und heute hier sind.“

Karsten Lütteken, Turnierdirektor der Longines FEI Jumping European Championship 2021 Über die Herausforderung, den Austragungsort zu bauen: „Es war wirklich harte Arbeit, den Austragungsort so zu gestalten, wie er heute ist. Wir hatten nicht so viel Zeit dafür, wir haben Ende Februar, Anfang März angefangen. Einige Pläne wurden schon vorher gemacht, aber die Hauptbauarbeiten hatten nur ein halbes Jahr Zeit, um fertig zu werden. Das war das erste wirkliche Ziel. Um uns für die Europäer zu organisieren, ist das erst die Hälfte des Weges. Jetzt müssen wir die Show abhalten, und zwar nicht irgendeine Show, sondern die Europameisterschaft, und das ganze Team kämpft noch fünf Tage lang, um unser Bestes zu geben und den Reitern, dem Publikum und den Sponsoren die bestmögliche Show zu bieten.“

Quelle: Pressemitteilung EM Riesenbeck2021 – Pressebüro Susanne Strübel/Riesenbeck International

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