„Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ in Riesenbeck
28.07.2023 „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“ – das wusste Trainerlegende Sepp Herberger schon vor vielen Jahren. Was für den legendären Fußballtrainer galt, ist auch im modernen Pferdesport im Internationalen Reitzentrum Riesenbeck (GER) noch aktuell.
Am Puls des internationalen Geschehens zu bleiben, ist für Turnierdirektor Karsten Lütteken und sein Team in diesem Jahr das Ziel wie nie zuvor. Kaum haben die Springpferde der Longines Global Champions Tour die Ställe verlassen, wird die Anlage für die edlen Dressurpferde für die FEI Dressage & Para Dressage European Championships (5. bis 10. September) umgebaut und vorbereitet. In weniger als sechs Wochen werden die besten Dressurreiter Europas an einem Turnier teilnehmen, das von vielen Experten als „hochspannend“ eingestuft wird, um zu bestimmen, wer den Weg zu den Olympischen Spielen 2024 in Paris anführen wird. Wird es einen Generationswechsel geben? Welche Nation wird den Europameisterschaften ihren Stempel aufdrücken? Können die jungen Stars unter den Dressurpferden schon jetzt die Hoffnungen ihrer Reiter und einiger Experten erfüllen?
Aus dem Springplatz wird ein Dressurstadion
Bis diese Fragen im neu errichteten Dressurviereck beantwortet werden können, geht es darum, „einen sportlichen Zeitplan im Vorfeld zu erfüllen“, sagt Karsten Lütteken. Bedenken hinsichtlich der Umwandlung des Springplatzes in ein funktionierendes Dressurstadion hat er nicht. „Unsere Infrastruktur ist dafür ausgelegt. Was wir jetzt machen, ist, im Hauptstadion ein Sandviereck zu schaffen und die Tribünen näher ans Geschehen zu bringen. Der VIP-Bereich bleibt erhalten, ebenso wie die Aufwärmplätze. Die Para-Dressur wird ein komplexes Areal in der Veranstaltungshalle haben, mit einem Wettkampfplatz, einem Vorbereitungsplatz und einer Aufwärmhalle“, sagt er. Und er ist sich sicher: „Es wird pünktlich fertig werden und fantastisch aussehen.“
Jessica von Bredow-Werndl (GER) war noch nie in Riesenbeck. Doch die Weltranglistenerste im Dressursport, Siegerin der Dressurkür und des Grand Prix Special in Aachen (GER) und Titelverteidigerin bei den Europameisterschaften, traut einer Person: „Es wird sicherlich ein tolles Turnier werden. Denn wenn Ludger Beerbaum etwas organisiert, kann man sicher sein, dass alles perfekt für Pferd und Reiter vorbereitet ist!“ Der Gastgeber von Riesenbeck International, der während seiner aktiven Laufbahn nicht viel Zeit hatte, Dressurturniere zu verfolgen, freut sich über das Lob des charmanten Dressurreiters und fühlt sich „noch mehr motiviert, alles zu geben und dafür zu sorgen, dass wir eine spannende und erfolgreiche Veranstaltung erleben.“
Der deutsche Kader steht
Während Riesenbeck unermüdlich an den räumlichen Vorbereitungen arbeitet, haben einige Nationen bereits ihre EM-Kader bekannt gegeben, darunter auch Deutschland. Offiziell handelt es sich noch um eine Longlist, die das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR) nach der letzten EM-Auswahl in Aachen veröffentlicht hat. Da aber nur vier Paare auf dieser Longlist stehen, ist es wahrscheinlich, dass dieses Quartett als Titelverteidiger Deutschland in Riesenbeck vertreten wird: Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB, Sönke Rothenberger mit Shootingstar Fendi, WM-Bronzemedaillengewinner Frederic Wandres mit Bluetooth OLD und als Reservepferd Duke of Britain FRH sowie Multichampion Isabell Werth mit DSP Quantaz. Als Reservisten wurden Matthias Alexander Rath mit Thiago GS, Katharina Hemmer auf Denoix PCH und Bianca Nowag-Aulenbrock mit Florine OLD genannt. Ein starkes Team! Aber sind sie stark genug, um die dänischen Mannschaftsweltmeister auf Distanz zu halten?
Die Dänen haben auch schon nominiert
Der dänischen Mannschaft fehlt ihre stärkste Reiterin der letzten Jahre, Cathrine Dufour. In diesem Jahr stehen Carina Cassøe Krüth und Heiline’s Danciera auf der Longlist des siegreichen Teams der FEI-Dressur-Weltmeisterschaft 2022 in Herning (DEN). Auch Daniel Bachmann Andersen und Nanna Skodborg Merrald stehen auf der Liste, allerdings mit anderen Pferden. Bachmann Andersen wurde mit Vayron, den er erst vor wenigen Monaten aus dem Stall von Helen Langehanenberg übernommen hat, und mit Zippo nominiert. Nanna Skodborg Merrald hat drei Pferde zur Auswahl: Blue Hors St. Schufro, Blue Hors Don Olymbrio und Blue Horz Zepter. Letzterer, mit dem sie in diesem Jahr Zweite im Weltcup-Finale und einmal Dritte (Grand Prix Special) und Zweite (Kür) in der CDIO5*-Tour in Aachen war, ist wohl der Favorit für einen Mannschaftsplatz. Und auch bei den Einzelmedaillen dürften sie ein Wörtchen mitzureden haben.
Die anderen Paare, die in Riesenbeck für Dänemark antreten wollen, sind Andreas Helgstrand mit Jovian oder Queenparks Wendy, Anna Kasprzak auf Addict de Massa, Lone Bang Zindorf mit Thranegaardens Rostov und Nadja Aaboe Sloth mit Favour Gersdorf. Theoretisch würden auch Anna Zibrandtsen und Quel Filou auf der Longlist stehen. Doch die Mannschaftssilbermedaillengewinnerin der Europameisterschaften 2017 hat am Wochenende der Meisterschaften andere Pläne: Sie heiratet ihren Partner, Thomas Hansen. Die FEI-Dressur- und Para-Dressur-Europameisterschaften 2023 beginnen am 5. September.
Charlotte Fry hat die Wahl – Jessica von Bredow-Werndl setzt auf Dalera
Die Briten, Drittplatzierte beim CHIO Aachen, haben die amtierende Einzel-Weltmeisterin Charlotte Fry in ihren Reihen. Sie hat derzeit sieben Pferde zur Verfügung, die im Grand Prix starten können. Für die Europameisterschaften kommen neben Weltmeister Glamourdale auch Olympiapartner Everdale und der belgische Fuchs Lars von den Hoenderheide in Frage. Mit den beiden letztgenannten war sie in Aachen hoch platziert. Doch das Publikum hofft natürlich, dass Fry Glamourdale bei den Meisterschaften reitet.
Es wäre das erste Aufeinandertreffen der Weltmeisterin mit Olympiasiegerin Dalera, ein Duell zwischen dem Kraftpaket und der eleganten Tänzerin. Das heißt aber nicht, dass die Einzelwertung zwischen diesen beiden entschieden werden muss. Denn es gibt auch noch die „andere Charlotte“, die dreimalige Olympiasiegerin Charlotte Dujardin.
Nach ihrer Babypause sind sie und ihr Weltmeisterschaftspartner Imhotep stärker denn je zurückgekehrt. In Aachen kamen sie den beiden Doppel-Olympiasiegern Jessica von Bredow-Werndl und Dalera BB im Grand Prix Special gefährlich nahe und wurden in der Kür Dritte hinter von Bredow-Werndl und Nanna Skodborg Merrald auf Blue Hors Zepter. Wie bereits erwähnt, dürfte das letztgenannte Paar zu den aussichtsreichen Kandidaten für eine Einzelmedaille gehören. Wen die Briten auswählen werden, wird erst kurz vor Meldeschluss bekannt gegeben. Der nationale Verband spricht vom 4. August.
Dann beginnt der Countdown für die Europameisterschaften. Anfang September ziehen die Dressurpferde in die Ställe von Riesenbeck International ein. Die FEI-Dressur- und Para-Dressur-Europameisterschaften 2023 beginnen am 5. September.
Quelle: Pressemitteilung Riesenbeck International – Pressebüro S. Strübel
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