Pferdehaltung
Hengste können unter bestimmten Bedingungen zusammen auf einer Weide gehalten werden.
Fünf Hengste auf einer Weide
Dies hat eine langfristige Studie aus der Schweiz ergeben. Den Züchtern wurden Empfehlungen weiter gegeben, damit diese die gemeinsame Hengsthaltung auf Weiden nutzen können.
2010 hat das Swiss National Stud in Avanches, Schweiz ein mutiges und wegweisendes Experiment begonnen. Sie haben fünf Zuchthengste zusammen auf die Weide gebracht während ihrer Vor- und Nachsaison. Zur Sicherheit war immer jemand da, falls es Konflikte unter den Hengsten geben würde, aber das war nicht nötig. Sie haben ihre Hierarchie geklärt und lebten als kleine Herde über einen Zeitraum von sechs Monaten gut zusammen.
Drei Jahre später hält das Swiss National Stud immer noch jährlich mehrere Junghengste zusammen. Teilweise wurden es bis zu acht Pferde. „Sie kommen gut miteinander aus und die Studie ist abgeschlossen. Wir werden die Hengste wohl weiterhin zusammen stehen lassen. Es ist jetzt schon `Routine´ geworden,“ sagte Sabrina Briefer Freymond, Forscherin am Swiss National Stud.
Keiner der Hengste soll sich bisher verletzt haben, gab Briefer Feymond an. Besonders interessant ist, dass die Hengste während der Studie kein aggressives, ritualisiertes Verhalten zeigten. Es wurden nur die Hierarchien festgelegt.
Verhalten der Hengste
Zu den rituellen Verhaltensweisen gehören kontaktlose Verhaltensweisen, die gesellschaftliche Ordnung aufrecht erhalten, einschließlich Anzeigen von Stuhlgang, schnüffeln und quietschen. Sie enthalten keine affektiven Verhaltensweisen wie gegenseitige Fellpflege und spielen.
Aggressive Verhaltensweisen (andere Pferde wegschieben, jagen, stoßen, treten usw.) waren selten der Fall und nach 3 – 4 Tagen vorbei. Dieses Verhalten trat nur kurz nochmal leicht auf, war aber eher vergleichbar mit einer jungen Herde von Junggesellen.
Hengste die im darauffolgenden Jahr wieder zusammen auf der Weide standen, hatten eine „soziales Erfahrung“ und zeigten noch weniger auffälliges Verhalten. Sie hatten gelernt zusammen zu stehen und einige schienen „Freunde“ geworden zu sein.
Empfehlung an die Züchter
Die Ergebnisse der Studie sind zufriedenstellend und Briefer Freymond sowie ihre Kollegen wollen diese Praxis den Züchtern empfehlen.
„Wir ermutigen Züchter mit viel Weideland die Hengste in stabilen Gruppen zu halten. Vor allem für diejenigen, die nicht das ganze Zahr züchten,“ sagte Briefer Freymond. „Dies könnte möglicherweise auch das Wohlergehen der Pferde verbessern und die Arbeitskosten im Pferdemanagement verringern.“
In der Schweiz ist es illegal ein Pferd alleine zu halten, ohne weitere Artgenossen. Das Wohlergehen des Tieres ist von besonderem Interesse. Aber es ist legal, Pferde in verschiedenen Ställen zu halten.
„Pferde sind von Natur aus soziale Tiere,“ sagte Briefer Freymond. „Sie zusammen in einer Gruppe auf der Weide zu halten ist das Beste für ihr Wohlergehen.“ Hier ist die Verletzungsgefahr natürlich immer da. Pferde nebeneinander halten, wo sie sich berühren können wäre auch eine Möglichkeit die Grundbedürfnisse zu befriedigen, wenn eine gemeinsame Weidehaltung nicht möglich ist.
Das Team empfiehlt aber auch einige Vorsichtsmaßnahmen bevor die Weidehaltung beginnt. So sollten die Hengste für ca. 2 Wochen in benachbarten Ställen untergebracht werden, so dass sie sich vorher kennenlernen können. Außerdem sollten die Hengste weiter entfernt von den Stuten auf der Weide gehalten werden, und die Zäune sollten extra hoch sein, damit sie nicht `flüchten´ können.
Die Studie wurde im Januar veröffentlicht.