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Studie untersucht reiterliche Wahrnehmung der Zügelführung

Dressur - Symbolbild

Training / Ausbildung

Haben sie schon mal darüber nachgedacht, wie stramm sie ihre Zügel halten? Nach einer Studie von britischen Forschern unterschätzen Reiter aller Klassen ihre Zügelführung.

Zügelspannung wird unterschätzt

Hayley Rendle, Forscherin der Abteilung Wissenschaft Reitsport des Duchy College Cornwall, Großbritannien, sagt: „Es gibt einen signifikanten Unterschied zwischen der wahrgenommenen und der tatsächlichen Spannung am Zügel. Und das ist die wichtigste Botschaft: Wenn ihnen als Reiter jemand sagt, was sie tun sollen, woher wissen sie eigentich was sie tun? Was sogar noch wichtiger ist: Als Trainer am Boden, woher wissen sie, dass der Reiter tatsächlich versteht, was sie sagen?“

Dies kann der Grund sein, warum es in der Ausbildung einige Schwierigkeiten geben kann, sagte Rendle bei ihrer Präsentation auf einer internationalen Konferenz an der Universität Delaware, Newark.

In ihrer Studie haben Randle und Kollegen auf zwei Turnieren in England einen Dummy-Pferdekopf mit Zaumzeug und Zügeln versehen. Dazu wurde ein Spannungs-Meßgerät angeschlossen und 261 Probanden wurden gebeten ihren Zügeldruck, dreimal auf jeder Hand, von einer Skala von eins (geringste Spannung) bis acht (höchste Spannung) einzuschätzen. Danach wurde die tatsächliche Zügelspannung gemessen.

Anlehnung
Dressur (Symbolbild)

89 % der Teilnehmer waren Amateurreiter, fast 3/4 davon ritten drei Mal pro Woche und mehr als ein Drittel waren Freizeitreiter, 18 % waren Springreiter und 16 % Dressurreiter.

„Alle Reiter unterschätzten ihre Zügelspannung,“ sagte Rendle. Im Durchschnitt lag die wirkliche Spannung niedriger als vom Reiter selbst eingeschätzt.

Die männlichen Reiter schätzten sich auf der Skala bei 2 ein und lagen mit ihrer Einschätzung genauer als die Reiterinnen, die sich auf 3 einschätzten.

Profi-Reiter, und Reiter zwischen 18 und 30 Jahren schätzten sich durchschnittlich auf dem 2er Niveau ein. Die Dressurreiter konnten ihre Spannung genauer schätzen als Spring- und Freizeitreiter.

Allgemein war der Zügeldruck auf der rechten Hand stärker, als auf der Linken.

„Trainer geben oft den Befehl `Zügelkontakt´, aber was ist Kontakt?“ sagt Rendle. Für jeden bedeutet es etwas anderes; für die einen ist es einfach, für die anderen ein Mysterium. Da machen es die Aussagen der Trainer nicht einfacher: fühlen, annehmen und nachgeben, oder elastisch. Für die Reiter ist diese Aussage des Trainers/Lehrers teilweise schwerer umsetzbar.

Subjektive Ausdrucksweise, die für ein komplexes Thema genutzt wird, sagt Rendle. In jedem Buch über Pferde, oder im Internet, bedeutet `Kontakt´ etwas anderes.

„Der Weg nach vorne geht nicht nur über eine bessere Ausbildung und Kommunikation zwischen Reitlehrer und Schüler, was Zügelführung und Kontakt bedeuten soll, sondern auch über die Einsicht, dass wir nicht immer richtig liegen,“ betonte Rendle. „Manchmal wollen wir an unseren Wahrnehmungen festhalten. Wenn wir unsere Reitweise verbessern wollen, müssen wir aber auch lernen in Bezug auf unser Verhalten loszulassen.“

Quelle: Duchy College, Cornwall