Training / Ausbildung
Sind Sie mit Ihrem Trainer zufrieden, oder haben Sie ständig Selbstzweifel und fühlen sich nicht akzeptiert? Möglicherweise ist ein Trainerwechsel der Ausweg.
Der falsche Trainer kann die Leidenschaft für Pferde vergiften. Bevor man sich mit Selbstzweifeln plagt, oder sich von den negativen Aussagen des Trainers runterziehen lässt, sollte man womöglich eine schwierige Entscheidung treffen und überlegen, was im eigenen Interesse ist. Bevor eine Entscheidung getroffen wird – ob man bleibt, geht, oder aufgibt – sollte man sich folgende Fragen stellen:
Respektiert Ihr Trainer Sie?
Respekt ist die Grundlage für eine gesunde Beziehung. Vermutlich fiel die Entscheidung auf den jetzigen Trainer, weil Sie seine oder ihre Kenntnisse und Fähigkeiten respektieren, aber Ihr Trainer muss Sie im Gegenzug ebenfalls respektieren. Sie sollten die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen und eigene Entscheidungen treffen zu können, ohne Einwand des Trainers. Wenn man sich nicht weiterbildet, oder mal andere Meinungen hört, dann kann man einen Tunnelblick entwickeln und einen einseitigen Ansatz bei der Ausbildung bekommen.
Haben Sie während der Trainingsstunde jedes Mal Angst, Fehler zu machen? Oder rebelliert der Magen, und verspüren Sie das Gefühl, nicht gut genug zu sein? Die ständige Sorge, dass der Trainer nicht zufrieden ist, zeugt nicht von einer gesunden Beziehung zwischen Schüler und Lehrer. Trainer, die nur durch Angst motivieren können, bewirken, dass der Reiter ein emotionales Wrack wird. Und: nervöse Reiter machen nervöse Pferde!
Alan Goldberg, Ed.D., ein international anerkannter Experte auf dem Gebiet der angewandten Sportpsychologie, verfügt über 20 Jahre Erfahrung in der Arbeit mit Reitern. Einer seiner Kunden, eine Frau um die 40 Jahre, erlitt mehrere Verletzungen und Knochenbrüchen nach einem Sturz vom Pferd. Nachdem sie wieder anfing zu reiten, war sie etwas zögerlich dabei und ihr Trainer verlor die Geduld mit ihr.
„Wenn diese Reiterin Angst bekam, wurde ihr Trainer wütend, als ob Angst ein fremder Aspekt dieser Sportart ist“, sagt Goldberg. „Für mich ist Angst ein wesentlicher Aspekt dieses Sports. Trainer müssen es als normal ansehen und ihren Reitern nicht einreden, dass es etwas Schlechtes ist. Aus Angst einen Fehler zu machen, sollten Trainer lieber gut zureden, ansonsten behindern sie ihren Schüler und dieser verliert womöglich das Vertrauen in sich selbst.
Ist Ihr Trainer einfach / unkompliziert, oder geradezu entmutigend?
Goldberg sagt, dass es ihm egal ist, ob der Trainer hart oder anspruchsvoll ist. Er darf nur nicht erniedrigend sein. Ein guter Lehrer ist anspruchsvoll, was allerdings ein großer Unterschied zu erniedrigend ist.
Wahrscheinlich sind anspruchsvolle Trainer mehr auf dem Niveau zu finden, auf dem die Schüler höhere Ambitionen haben. Allerdings sollte man sich auf jedem Level fragen, ob der Lehrer konstruktive Kritik übt, oder einfach nur so kritisiert. Kritik sollte nicht persönlich genommen werden. Ansonsten wäre es gut ein persönliches Gespräch zu führen, um die Möglichkeit zu geben, eine Veränderung der Situation herbeizuführen.
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Goldberg sagt, ein guter Trainer übernimmt die Rolle eines Psychologen. Sie sollten in der Lage sein zu erkennen, dass jeder Reiter anders ist, ebenso wie jede Pferd- und Reiter-Kombination ihre eigenen Stärken und Schwächen hat. Ein guter Lehrer ist selbst kritikfähig und lernt nie aus.
Erniedrigende Trainer sind auf der anderen Seite oft engstirnig und vertreten die Theorie, dass die Kommunikation eine Einbahnstraße ist. Sie wissen nicht, wie sie die Gefühle ihrer Schüler betrachten sollen, oder denken auch einfach nie daran zu fragen.
In einem Fall, bei dem der Trainer zwei Jahre nörgelte, dass seine Reiterin die Hände nicht richtig hielt, er aber auch keine Verbesserung vorschlug, litt das Vertrauen der Reiterin und seine Kritik verbesserte nicht ihre Reitweise.
Sie entschied sich schließlich für eine ganz andere Perspektive und suchte einen Arzt auf, der bestätigte, dass ihre Hände in Ordnung wären und dies konnte auch ein anderer Trainer bestätigen.
Ein Trainer ist nur gut, wenn er Sie nicht schlecht macht oder Sie sich unsicher fühlen. Ist dies der Fall, sollte über einen Trainerwechsel nachgedacht werden.
Eingespieltes Team? Schuldfrage?
Sind Sie und Ihr Trainer wirklich ein eingespieltes Team? Haben Sie Ihre Hausaufgaben gemacht, um einen Trainer für sich und Ihr Pferd zu finden? Die Art, wie Sie reiten und auf welchem Level Sie sich befinden, sollte bei der Auswahl des Lehrers berücksichtigt werden.
Versuchen Sie nicht, alle Schuld auf Ihrem Trainer abzuwälzen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie Sie es gehofft hatten. Nicht jedes Pferd ist für alles geeignet. Ein Kaltblut wird wohl kaum eine Springprüfung gehen können wie ein Warmblutpferd.
In einigen Fällen ist es offenkundig, dass mit dem derzeitigen Trainer keine Fortschritte gemacht werden können, also wäre es besser, sich auf die Suche nach einem neuen zu machen.
Spricht Ihr Trainer Ihre Sprache, oder die Ihres Pferdes?
Es gibt Lehrer, die gut mit Pferden umgehen können und viel Wissen haben, aber dieses Wissen müssen sie auch ihrem Schüler rüberbringen können. Wenn Sie ein Teil des Entwicklungsprozesses sein wollen, dann muss ihr Lehrer sich auch ausdrücken können.
Sollten Sie Ihrem Trainer oder Ihrem Pferd vertrauen?
Schauen Sie sich die Beziehung zu ihrem Pferd an. Werden Sie von ihrem Trainer in ihrer Beziehung zu ihrem Pferd ermutigt? Reiten ist ein anspruchsvoller Sport, der nur zu zweit ausgeführt werden kann. Es beinhaltet eine kinästethische und emotionale Verbindung zu ihrem Tier. Wer zu viel denkt, kann nicht gut reiten.
Schlechte Trainer können ihren Reitern Zweifel im Kopf „einpflanzen“, was sich auch im Wettbewerb auswirkt. Zweifelnde Reiter sind nicht mit ihrem Pferd verbunden und machen in den Prüfungen Fehler. So kann das Pferd keine hervorragende Leistung auf hohem Niveau bringen. Mit dem Trainerwechsel kann sich auch der große Erfolg einstellen.
Basierend auf einem Artikel in Horse Illustrated.