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Willem Greve – Rolex Grand Slam Anwärter – im Rolex Interview

27.06.2024 Herzlichen Glückwunsch! Sie sind Anwärter auf den Rolex Grand Slam of Show Jumping. Wie fühlen Sie sich kurz vor dem CHIO Aachen?

Es ist eine Ehre, zu den Gewinnern eines Majors des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu zählen. Beim CHIO Aachen antreten zu dürfen, ist unglaublich und mit einem Sieg dort würde ein Traum in Erfüllung gehen. Natürlich stehen wir nach dem Sieg des Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters als Anwärter noch mehr unter Druck und noch mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit, aber ich versuche, mich nur auf meine Pferde zu konzentrieren und alles genauso zu machen wie bisher.




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Wenn Sie an Ihren Sieg im Rolex Grand Prix beim The Dutch Masters zurückdenken, was für ein Gefühl war das?

Zu dem Zeitpunkt ist mir das gar nicht so richtig bewusst geworden, weil ich so auf mein Pferd und den Augenblick konzentriert war. Es war ein sehr emotionaler Sieg! Das Publikum war unglaublich und die Atmosphäre sensationell. Als Reiter träumt man von solchen Augenblicken und realisiert erst im Nachhinein, was für ein besonderer Moment es eigentlich war. Und wie es dazu gekommen ist, war auch etwas Besonderes. Nicht nur, weil ich Niederländer bin, sondern auch, weil ich als Letzter gestartet bin und Henrik [von Eckermann] so knapp geschlagen habe. Das war ein Sieg, den ich nie vergessen werde.

Highway TN N.O.P. ist ein unglaubliches Pferd. Können Sie uns ein bisschen mehr über ihn erzählen?

Highway [TN N.O.P.] ist ein Zuchthengst von Team Nijhof. Ich habe angefangen, ihn zu reiten, als er sieben Jahre alt war. Er hat einen unglaublichen Charakter und das Herz eines Löwen. Wir haben gemeinsam schon einige gute Ergebnisse erzielt und ich habe großes Vertrauen in unsere Partnerschaft. Er war immer schon ein Gewinner, aber die Frage lautete immer: „Wie viel Sprungkraft hat er?“ Doch jede Frage, die wir ihm gestellt haben, hat er positiv beantwortet. Er ist ein Traumpferd – es sind seine Einstellung und seine Mentalität, die ihn so gut machen.

Wie ist Highway TN N.O.P. zu Hause denn so?

Er kann, ehrlich gesagt, schon mal ziemlich mürrisch sein! Er hat ein starkes Ego, ist aber überhaupt kein hinterlistiges Pferd. Er besitzt viel Energie und großen Arbeitseifer. Das ist eine seiner größten Qualitäten. Manchmal muss man ihn ein bisschen für sich sein lassen, aber mein Pfleger Richard kennt ihn in- und auswendig – sie haben schon gemeinsam die ganze Welt bereist und kennen einander sehr gut.

Wie haben Sie sich auf den CHIO Aachen vorbereitet? Ist der Druck jetzt, da Sie Anwärter sind, besonders groß?

Der CHIO Aachen ist eine ganz besondere Veranstaltung. Für meine Pferde wird ihr erstes Mal in Aachen sein. Ich bemühe mich, nichts an meinen Vorbereitungen zu verändern – alles soll so normal wie nur möglich bleiben. Da meine Pferde noch nie dort waren, möchte ich sehen, wie sie sich im Lauf der Woche an die Arena und die Atmosphäre anpassen. Sie können in dieser Arena über sich hinauswachsen und wenn das geschieht, ist das ein phänomenales Gefühl. Ich mache keine umfangreichen Pläne. Wenn man zu einem Turnier fährt, weiß man normalerweise, in welchen Prüfungen man mit welchem Pferd antritt, aber Aachen ist etwas Besonderes und ich möchte einfach einen Tag nach dem anderen auf mich zukommen lassen.

Können Sie uns etwas über Ihre anderen Pferde erzählen? Glauben Sie, dass eins davon die nötigen Eigenschaften besitzt, um ein Major des Rolex Grand Slam of Show Jumping zu gewinnen?

Grandorado TN N.O.P. ist mein anderes Spitzenpferd neben Highway [TN N.O.P.], aber wir nehmen ihn nicht mit zum CHIO Aachen. Stattdessen bringe ich einen zehnjährigen Hengst namens Minute Man mit, der einer Gruppe amerikanischer Frauen gehört. Es wird eine ganz neue Liga für ihn sein, dort anzutreten, aber er ist ein sehr talentiertes Pferd. Außerdem habe ich noch eine neunjährige Stute namens Pretty Woman van ’t Paradijs dabei, für die ich sehr große Erwartungen hege. Sie gehört mir und der Witwe des im März verstorbenen Eigentümers Mr. Korbeld. Er hat mich in den letzten zehn Jahren unglaublich unterstützt. Auch für sie wird es das erste Mal beim CHIO Aachen ein, aber ich bin schon sehr gespannt, denn ich finde, sie hat großes Talent. Sie ist noch jung und muss erst noch Erfahrungen sammeln, aber ich glaube, sie könnte ein ganz besonderes Pferd für mich werden.

Die Arenen beim The Dutch Masters und beim CHIO Aachen sind sehr unterschiedlich. Wie haben Sie sich auf die große Grasarena beim CHIO Aachen vorbereitet?

Aachen ist eine lange Woche mit jeder Menge Springprüfungen. Ehrlich gesagt, bin ich erst zweimal in meinem Leben dort geritten. Einmal war es die längste Woche meines Lebens – die reinste Katastrophe –, aber beim anderen Mal lief es richtig gut für mich und das war einfach traumhaft. Wie schon gesagt, ist noch keins der vier Pferde, die ich mitnehme, schon mal dort gewesen, darum versuche ich, Prüfungen auszusuchen, die ihnen liegen, und mir einen guten Plan zu überlegen. Wir werden einen Tag nach dem anderen angehen und sehen, wie es läuft. Wir wollen sicherstellen, dass sich die Pferde an die Arena und die Atmosphäre gewöhnen und daran wachsen. Ich möchte die Pferde und den Augenblick genießen. 

Wie wichtig ist Ihr weiteres Team, z. B. Pfleger, Tierärzte usw. für Ihren Erfolg?

Absolut unverzichtbar! Nicht nur mein Pfleger Richard, sondern alle im Team. Das Team zu Hause, meine Reiter, die anderen Pfleger, die Hufschmiede, der Tierarzt und der Futterhersteller arbeiten allesamt unglaublich hart und voller Hingabe. Jede und jeder Einzelne spielt eine große Rolle für unseren Erfolg und ich kann ihnen gar nicht genug dafür danken und werde ihnen nie vergessen, wie viel Arbeit sie Tag und Nacht investieren. Ich bin nur zwei Minuten lang im Parcours und ohne die unermüdliche Arbeit meines Teams wären wir gar nichts. Es ist wie in der Formel 1: Max Verstappen fährt den Wagen, aber ohne sein Team wäre er nicht so erfolgreich. Ich finde, man kann die Unterstützung des Teams gar nicht genug anerkennen.

Inwieweit hat der Rolex Grand Slam of Show Jumping das Springreiten Ihrer Meinung nach bereichert?

Ich finde, diese Serie hat den Sport enorm bereichert. Ich glaube, wenn man sich die vergangenen zehn Jahre des Konzepts ansieht, wird einem klar, was für eine außergewöhnliche und großartige Leistung es von Scott Brash war, drei Majors des Rolex Grand Slam in Folge zu gewinnen. Die Majors sind die Spitzenprüfungen des Sports und werden von Mal zu Mal noch besser. Rolex engagiert sich sehr und verbindet die besten Turniere der Welt und eröffnet dem Sport damit ganz neue Dimensionen. Es ist unglaublich eindrucksvoll und eine Ehre, an einem Major teilzunehmen.

Wie wichtig sind Ihrer Meinung nach die Majors, wie der CHIO Aachen oder die Wimbledon Championships, für einen Sport?

Die Majors sind enorm wichtig für einen Sport – das sind die besten Turniere der Welt. Wenn man in unserem Sport am Sonntag gewinnt, muss man am Montagmorgen wieder mit der Arbeit anfangen. Für uns ist es eine Leidenschaft und keine Arbeit und ich glaube, die meisten Spitzenathleten denken so. Wenn man keine Leidenschaft für seinen Sport besitzt, wird man nie mit den Enttäuschungen umgehen können, die der Sport nun mal mit sich bringt. In der Realität ist das Gewinnen der einfachste Teil des Sports. Zu verlieren und mit Schwierigkeiten wie einem verletzten Pferd umzugehen, ist der schwierige Teil und genau an diesem Punkt ist Leidenschaft unerlässlich. Ganz gleich, ob man Tennis oder Golf spielt, Enttäuschungen gibt es immer. Ich glaube, dass die Majors und die Athleten, die dort antreten, die Leidenschaft der nächsten Generation entfachen.

Welchen Beruf hätten Sie, wenn Sie kein Springreiter wären?

Ehrlich gesagt war das schon immer mein Berufswunsch und ich habe noch nie daran gedacht, etwas anderes zu tun.

Wie lautet der beste Ratschlag, den Sie jemals erhalten haben?

Niemals aufgeben!

Quelle: Pressemitteilung Rolex Grand Slam

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