Pferdeausrüstung – Ausbinderarten
Fast jeder Reiter wird irgendwann mal mit dem Thema Hilfszügel bzw. Ausbinder konfrontiert. Hier wollen wir die unterschiedlichen und gängigen Arten der Hilfszügel etwas erläutern.
Wozu dienen Ausbindezügel?
Der Ausbindezügel ist für den Reiter, vor allem für den noch nicht so erfahrenen Reiter, eine Hilfe. Der Reiter hat so die Möglichkeit sich auf seinen Sitz und die Hilfengebung zu konzentrieren.
Merke: Der Hilfszügel soll nicht dauerhaft genutzt werden. Ziel ist es, über die richtig gerittenen Hilfen das Pferd am Zügel zu haben.
Wie der einzelne Hilfszügel verschnallt wird, hängt vom Exterieur des Pferdes ab. Jedem Pferd muss individuell die Verschnallung angepasst werden. Wichtig ist, dass das Pferd nicht hinter der Senkrechten geht!
Ausbinder eignen sich, neben der Dressurarbeit, auch für die Arbeit an der Longe.
Es sollte aber bei Geländeritten auf Hilfszügel verzichtet werden. Diese könnten z. B. an Ästen hängen bleiben und Verletzungen verursachen. In unebenem Gelände können Pferde sich dann auch nicht richtig ausbalancieren.
Im Springen wird nur das Martingal als Hilfszügel eingesetzt.
Welche Ausbinder kommen meistens zum Einsatz:
- Einfacher Ausbinder
- Dreieckszügel
- Martingal
- Schlaufzügel (gehören nur in die Hand erfahrener Reiter)
Einfacher Ausbinder
Dieser Hilfszügel wird an den Seiten des Pferdes am Sattelgurt verschnallt. Er soll in etwa eine Handbreit über dem Buggelenks liegen und darf nicht verrutschen. Das andere Ende wird am Trensenring fest gemacht. Beide Seiten müssen gleich lang sein. Die Länge sollte so gewählt werden, dass das Pferd seinen Hals entsprechend beugen kann und nicht hinter die Senkrechten kommt.
Der einfache Ausbinder wird erst nach dem Nachgurten fest gemacht. Auch während einer längeren Schrittphase und am Ende der Reitstunde wird der Hilfszügel gelöst. Das gibt dem Pferd die Möglichkeit, sich richtig zu strecken und zu entspannen.
Beim Springen wird der einfache Ausbinder nicht eingesetzt.
Dreieckszügel
Der Dreieckszügel muss in den Grundlagen genauso verschnallt werden wie der Ausbindezügel. Hier ist nur der Unterschied, dass der Dreieckszügel unter dem Bauch vom Sattelgurt nach vorne führt und dann geteilt über die Trensenringe auf beiden Seiten des Sattelgurts festgemacht wird.
Vorteilhafter ist der Dreieckszügel, da sich das Pferd hier vorwärts-abwärts dehnen kann.
Der Reiter kann so auch besser feststellen, wenn das Pferd sich auf den Zügel legen will. Hier sollte dann vermehrt getrieben werden, damit die Hilfen besser durch kommen.
Dreieckszügel sollten nicht bei der Longenarbeit verwendet werden. Das Pferd kann so nicht an das Gebiss herantreten und hat keine konstante, elastische Anlehnung.
Der einfache Ausbinder ist bei Longenarbeit besser geeignet.
Martingal
Wer Springen möchte, kann als Hilfszügel das Martingal verwenden. Das Martingal hat keine „feste“ Verbindung zum Pferdemaul wie die Ausbinder. Es wirkt nur, wenn das Pferd sich gegen den Zügel wehrt und den Kopf hochreißen will. Dann verhindern bzw. erschweren die Ringe, die über den Zügel laufen, ein hochreißen des Kopfes.
Der Reiter hat so eine weichere Einwirkung auf das Pferdemaul. Der Halsriemen kann vereinzelt auch einen weiteren Halt für den Reiter bieten.
Das Martingal wird wie der Dreieckszügel unter dem Bauch am Sattelgurt fest gemacht. Ein Riemen läuft über den Hals des Pferdes und die beiden Riemen, mit den Ringen am Ende, laufen von der Brust nach vorne in den Zügel. Dort sind sie beweglich und haben keine feste Verbindung zum Pferdemaul. Bei der Verschnallung wird erst der Halsriemen über den Kopf des Pferdes gelegt und dann der untere Riemen zwischen den Beinen am Bauch befestigt. Am Schluss werden die Zügel durch die Ringe gezogen. Sie liegen vor den Martingalstoppern, damit sie nicht am Trensenring hängen bleiben.
Beim richtig verschnallten Martingal läuft der Zügel wie gewohnt in einer Linie vom Gebiss zur Reiterhand. Der Kopf des Pferdes wird normal gehalten. Die Riemen mit den Ringen „hängen“ etwas locker. Das Martingal darf nicht zu eng verschnallt sein, da es sonst die Unterhalsmuskulator durch den Druck verstärkt. Dies ist nicht Ziel des Reitens und ist unerwünscht.
Stoßzügel
Ebenso eine zu starke Wirkung auf die Unterhalsmuskulator hat der Stosszügel. Er sollte nur bedingt eingesetzt werden. Der Stosszügel wird unterm Bauch am Sattelgurt befestigt, und führt dann an einem Riemen mit Verbindungsstück zu den Trensenringen. Durch den Gegendruck des Pferdes wird die Unterhalsmuskulatur zu sehr gestärkt.
Es kann auch passieren, dass das Gebiss sich im Maul aufstellt und damit gegen den Gaumen drückt, durch das Verbindungsstück vom Stosszügel. Dies kann ein Einklemmen des Unterkiefers verursachen.
Generell sollten Ausbinder oder Hilfszügel nicht dauerhaft eingesetzt werden! Ziel ist es, das Pferd über die Hilfen an das Gebiss zu reiten und ein losgelassenes und durchlässiges Pferd zu erhalten.
Es gibt noch einige Hilfszügel mehr, z. B. den Schlaufzügel, Chambon oder Gogue. Diese gehören allerdings nicht in die Grundausbildung. Sie sollten nur von erfahrenen Reitern verwendet werden. Ein unerfahrener Reiter kann damit beim Pferd Vertrauen verlieren und evtl. Schäden anrichten.