Hauchdünner Sieg für Deutschland vor Dänemark und Großbritannien
03.08.2024 Hochspannung herrschte heute im olympischen Reitstadion in Versailles. Bis zur letzten Grußaufstellung und den letzten Einzelnoten von Schlussreiterin Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) mit TSF Dalera BB musste das deutsche Dressur-Trio zittern, ob es für eine Medaille reicht. Die Erleichterung war entsprechend groß, als das Ergebnis kam: 235,790 Punkte für Deutschland und damit Gold vor Dänemark mit 235,669 Punkten. Die Bronzemedaille ging nach Großbritannien (232,492 Punkte).
„Ich dachte, oh, es reicht nicht, es reicht nicht! Ach, es ist super! Wunderbar! Ich glaube, es hat noch nie eine knappere Entscheidung gegeben in einer Mannschafts-Entscheidung. Es ist mega, super! „, jubelte Isabell Werth (Rheinberg) direkt nach dem letzten Ritt im Fernseh-Interview. Für sie hat diese Goldmedaille noch einen besonderen Wert. Damit zieht sie nicht nur mit Birgit Fischer gleich, die bislang mit acht Goldmedaillen die erfolgreichste Olympionikin war, sondern überrundet diese, da sie eine Silbermedaille mehr gewonnen hat als die Kanutin. „Das tut sich nicht viel, die ein oder andere Medaille mehr. Wir haben, glaube ich, beide echt was hingekriegt“, so Werths erste Reaktion.
Abonniere den kostenlosen Newsletter von REITERZEIT.de
Die Dressur-Entscheidung fand in drei Teamblöcken statt, die deutschen Reiter waren als Beste aus dem Grand Prix jeweils die letzten Starter. Den Auftakt machte Frederic Wandres, den eine nicht ganz gelungene Pirouette einige Punkte kosten. Insgesamt gab es für ihn und den 14-jährigen Oldenburger Bluetooth OLD (v. Bordeaux – Riccione, Züchter: Gestüt Lewitz) 75,942 Prozent – drei Hundertstel weniger als für den Dänen Daniel Bachmann Andersen mit Vayron (75,973 Prozent) und fast 0,5 Punkte weniger als die erste britische Teameiterin Becky Moody mit Jagerbomb (76,489 Prozent). Grundsätzlich sei er erst einmal happy, gezeigt zu haben, „dass ich konstant meine Nummer liefere im Grand Prix und jetzt im Spezial“, sagte Wandres: „Natürlich hat jetzt nicht irgendjemand damit gerechnet, dass ich hier 80 Prozent reite, das kann man jetzt ja auch so sagen. Aber dafür reite ich auch nicht 70 und liefere eben konstant meine Nummer.“ Mit seinem Ergebnis rangierte Deutschland nach dem ersten Teamblock vorläufig auf Platz drei.
Die Wende brachte Isabell Werth als zweite Teamreiterin. Sie zelebrierte ihre zehnjährige Rappstute wieder mit Höhepunkten in der Piaff-Passage-Tour und kratzte damit an der 80er Marke. Lediglich in den Einerwechseln zwischen den Pirouetten machte das Paar einen kleinen Fehler. „Wenn jetzt diese Mittellinie nicht ausreicht beziehungsweise daran schuld ist, dass uns ein halbes Prozent fehlt, dann bohr ich mich in den Boden“, sagte Isabell Werth direkt nach ihrem Ritt. „Sie (Wendy) hat bis dahin ganz viel wettgemacht mit allem anderen. Überall sieht man die Weiterentwicklung und das weitere Zusammenfinden und dass das Pferd sich auch immer mehr präsentiert. Ich fand auch die Piaff-Passage-, die ganze Galopp-Tour und die Pirouetten wirklich super. Die Kleinigkeit muss ich jetzt mal abschlucken.“ Am Ende lautete ihr Ergebnis 79,894 Prozent – die bisherige Bestleistung des Paares im Grand Prix Spécial. Und damit setzte sich das deutsche Team an die Spitze, vor Dänemark und Großbritannien – doch alle drei lagen weiterhin eng beieinander.
Entsprechend herrschte Hochspannung am Ende des dritten Teamblocks. Schon nach der Vorstellung der dritten britischen Teamreiterin, Weltmeister Charlotte „Lottie“ Fry und Glamourdale war klar, dass die Briten höchstwahrscheinlich auf Platz drei bleiben würden. Mit einem Ergebnis von 81,216 Prozent – das auch das Beste an diesem Tag bleiben sollte – setzte jedoch die dritte dänische Teamreiterin Catherine Laudrup-Dufour mit Freestyle die Deutschen noch einmal richtig unter Druck. Jessica von Bredow-Werndl und TSF Dalera gaben alles und kämpften – doch nach einem verpatzten Übergang vom Schritt in die Piaffe wurde es sehr knapp. Die beiden holten allerdings noch einmal auf und am Ende reichten 79,954 Prozent gerade soeben aus, um Deutschland die Goldmedaille zu bescheren.
„Man kriegt das zwar mit, aber das ist in dem Moment nicht mehr im Kopf. In dem Moment geht es nur um das Hier und Jetzt und darum, das abzuliefern, was abzuliefern geht“, erklärte Jessica von Bredow-Werndl, wie sie mit dem Ergebnis der Dänin umgegangen war und berichtete weiter: „Wir hatten leider ein wahnsinnig großes Missverständnis, einmal im Übergang (vom Schritt zur Piaffe), das war extrem teuer, weil das zwischen zwei Lektionen war, die doppelt zählen. Aber diesen Krimi wollte ich nicht, muss ich zugeben. Ich hätte es gerne ein bisschen unspannender gemacht. Aber jetzt kann keiner mehr sagen, Dressurreiten sei langweilig!“ Nach der kleinen Panne sei alles wieder nach Plan gelaufen: „Es ist halt so, wir sind Lebewesen, Dalera ist auch nur ein Mensch und es hat einfach einen Beinsalat gegeben und danach war wieder alles in Ordnung.“
„Es fühlt sich noch etwas unrealistisch an in diesem Moment, aber ich bin unheimlich stolz auf meine Reiterinnen und Freddy“, zog Bundestrainerin Monica Theodorescu ein erstes Fazit. „Ganz, ganz toll! Ich hatte ein bisschen Schnappatmung während Jessis Prüfung. Aber sie hat es super zu Ende gebracht, hat die Nerven behalten. Jeder hatte so eine Kleinigkeit drin. Ansonsten, alle drei sind ganz toll geritten. Ja es hat knapp, knapp, knapp, knapp gereicht. Hurra!“
Quelle: Pressemitteilung fn-press/HB
Weitere News dazu: