Gesundheit / Krankheiten
Kann Cross-Training für Pferde die gleichen positiven Auswirkungen haben wie bei Athleten?
„Ob ein Gewichtheber Ballettstunden nimmt, oder ein Sportpferd Kühe treibt, Cross-Training ist eine zentrale Säule für den sportlichen Erfolg und die Langlebigkeit“, sagt Brianne Henderson von der Ferguson Equine Veterinary Services und dem Toronto Equine Hospital, Ontario, Kanada.
So wie unsere Erwartungen an unseren Partner Pferd steigen, so sollte auch unser Wissen in Bezug auf Vorbeugung von Verletzungen und dem Verständnis der Psyche unseres Pferde-Sportlers wachsen. Pferdesportmedizin und Trainingskonzepte sind auf den Grundlagen der menschlichen Sportwissenschaft entstanden.
Vorbeugung von Verletzungen
Cross-Training ermöglicht uns, ein aufgestautes orthopädisches Stresslevel über eine erhöhte Zahl von Muskeln und Gelenken zu verteilen. Wir können länger und intensiver trainieren, wenn wir die Last teilen, ohne gefährdete Bereiche zu überlasten.
Beispiel: Ein Dressurpferd (oder auch das Springpferd) benötigt ein hohes Maß an Kraft und Ausdauer in der Hinterhand, um die Spannung zu erhalten. Als Alternative zum üblichen „Krafttraining“ in der Halle, kann auch regelmäßig und kontrolliert am Hügel trainiert werden. Die Pferde profitieren davon wie folgt:
Stärkung der Hinterhandmuskeln, ohne den Stresspunkt auf die üblichen Verletzungspunkte wie z. B. Sprunggelenke, Bänder usw. zu legen.
Das Kreuz-Darmbein-Gelenk in einer anderen Art und Weise (anderes Muster bzw. Ablauf) zu bewegen, reduziert die Wahrscheinlichkeit von wiederholten Belastungen, die mit Entzündungen verbunden sind.
Außerdem sollten Pferd und Reiter immer eine Pause nach intensiver Arbeit bekommen.
„Es ist für den Muskel-Skelett-Aufbau wichtig, dass nach drei Tagen gleichen Trainings ein Tag Pause folgt. Oder noch besser wäre, den Pausetag mit Cross-Training wie z. B. Schwimmen oder Wanderreiten zu verbringen“, sagt Judith Koenig, Tierärztin der University of Guelph’s Ontario Veterinary College, Kanada.
Verbesserte Fitness
Hauptzweck des Cross-Trainings ist es, die Kraft und Ausdauer zu steigern. Ein Springpferd z. B., das auch dressurmäßig gearbeitet wird, kann seine Koordination und Geschmeidigkeit verbessern und damit das Verletzungsrisiko verringern. Somit kann z. B. ein schnelles Stechen flüssiger geritten werden.
Die Vorteile des Cross-Trainings sind:
- Erhöhte Fitness- und Muskel-Skelett-Stärke,
- Verbesserte Motivation und Vorbeugung von Langeweile,
- Körper und Geist des Pferdes werden verjüngt durch die Pausen vom üblichen Training.
Aber warum sollten wir laut den Wissenschaftlern unterschiedliche Trainingsmethoden anwenden?
Knochen sind dynamisch – sie verändern sich dauernd und reagieren auf Stress. Dieser „Knochenumbau“ beruht nicht nur auf dem Wachstum, sondern auch auf den mechanischen Belastungen des Knochens.
Kleine Schäden innerhalb des Knochens resultieren aus sich wiederholenden Belastungen. Wenn diese kleinen Verletzungen auftreten, senden die beschädigten Zellen Signale, die geschädigten Knochenzellen zu entfernen und durch gesunde zu ersetzen.
Zu starkes Training verursacht diese kleinen Schäden und da der Knochen die Reparatur nicht schnell genug durchführen kann, ist die reparierte Stelle nicht so stark wie der ursprüngliche Knochen und es kann hier leicher eine Verletzung auftreten.
Eine ähnliche Reparatur kleinerer Verletzungen finden ebenso in den Bändern und Sehnen statt, aber sie haben nur eine begrenzte Zeit, um zu heilen. Hilary Clayton, Wissenschaftlerin für Sportpferde, hat einen wichtigen Unterschied zwischen Knochen und Sehnen hervorgehoben: Elastische Sehnen sammeln mikroskopische Schäden über die gesamte Lebensdauer des Pferdes, was ältere Pferde einem Risiko für Schäden während des Trainings aussetzt.
Der Schlüssel zu einem starken Muskel-Skelett-System ist schrittweise und abwechslungsreiche Belastung. Ausbildung in den verschiedenen Grundgangarten und auf unterschiedlichen Böden ermöglichen den Knochen und Weichgeweben verschiedene Richtungsbewegungen und -belastungen, die eine sich wiederholende Belastung reduzieren.
Grießgrämige Pferde mit Stereotypien
Einige Pferdebesitzer empfehlen z. B. Laufbänder als Alternative zum Reiten. Aus rein physikalischer Sicht bieten diese Methoden ein hervorragendes körperliches Training, aber wir sollten nicht vergessen, dass unsere Pferde auch glücklich dabei sein sollen. Eine soziale Beziehung ist für die Pferdepsyche sehr wichtig.
Das Cross-Training (z. B. Strand- oder Waldritte) sollte auf dem wöchentlichen Trainingsplan stehen, egal, ob es sich um ein Sport-, Privat- oder Schulpferd handelt. Wenn diese verschiedenen Trainingseinheiten richtig und sicher umgesetzt werden, dann bringen sie dem Tier geistige und körperliche Vorteile und wir können einen entspannten Nachmittag im Sattel verbringen.
Quelle: Toronto Equine Hospital