10.06.2023 Die Sammlung ihrer internationalen Medaillen ist riesengroß. Und auch wenn Elizabeth „Beezie“ Madden inzwischen nur noch dosiert an Turnieren teilnimmt, dreht sich der Alltag der 59-Jährigen auch heute noch um ihre große Leidenschaft, die Pferde. Wir haben mit der US-Amerikanerin über die Arbeit auf ihrer Farm in Cazenovia im Bundesstaat New York gesprochen und erfahren, warum es ihr so wichtig ist, ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz im Zertifikationsprogramm „Equestrian Stable Management“, der im Rahmen des CHIO Aachen CAMPUS angeboten wird, weiterzugeben.
Wie haben sich Pferdebetriebe und insbesondere große Turnierställe im Laufe der Zeit verändert?
Ich denke, dass viele Stallbesitzer sich zunehmend auf Turnierpferde spezialisieren. Denn auch viele Reiter konzentrieren sich voll und ganz auf ihre Turniere. Dementsprechend sind auch die Ställe organisiert: Der ganze Fokus liegt auf den Turnierpferden, dass sie fit sind und jederzeit einsatzbereit. Diese Spezialisierung auf den Turniersport ist grundsätzlich nicht schlecht. Allerdings wird dabei oft die Aufzucht und Ausbildung von jungen Pferden vergessen. Zum Glück gibt es aber auch Ställe, die sich auf diesen Bereich konzentrieren. Grundsätzlich kann man sagen, dass heutzutage viel mehr Ställe einen bestimmten Schwerpunkt setzen als in der Vergangenheit.
Trifft das auch auf Ihren Stall zu?
In unserem Stall haben wir mehrere Schwerpunkte. Es gibt einige Turnierpferde, wir bilden aber auch ein paar junge Pferde aus, andere wiederum erholen sich von einer Verletzung, ein bis zwei Zuchtstuten und ein paar “Rentner” findet man bei uns auch. Insgesamt leben rund 90 Pferde auf unserer 150 Hektar großen Farm. Jedes einzelne Pferd ist anders, jedes hat eigene Bedürfnisse. Ich kann mir allerdings keinen schöneren Beruf vorstellen, als immer mit meinen Pferden zusammenzuarbeiten, sie zu fördern und zu sehen, wie sie sich entwickeln. Mein Mann und ich leben und vermitteln die sogenannte „Madden Methode“. Es geht darum, Tag für Tag gut für das Pferd zu sorgen und sein Wohlergehen an erste Stelle zu setzen.
Warum ist ein Zertifikatsprogramm wie das „Equestrian Stable Management“ so wichtig?
Weil junge Menschen so die einmalige Gelegenheit erhalten, in einen Pferdebetrieb hineinzuschnuppern und kostbare Erfahrungen zu sammeln. Hier können sie alle Bereiche des „Equestrian Stable Managements“ kennenlernen und sich fortbilden – sowohl als Einsteiger als auch als Fortgeschrittener. Gut finde ich, dass hier die akademische Sicht und die reale Welt zusammengebracht werden, sodass man diesen Bereich aus unterschiedlichen Perspektiven kennenlernen kann.
Was erwartet die Absolventen bei Ihnen?
Auf unserer weitläufigen Farm lernen sie alle Bereiche kennen, die wichtig sind, um einen großen Stall zu managen. Ich denke, dass man bei uns recht schnell merkt, dass uns insbesondere der Bereich Horsemanship sehr am Herzen liegt. Das Wohl der Pferde steht bei uns an allererster Stelle! „Equestrian Stable Management“ ist halt kein reiner Bürojob, sondern umfasst viele verschiedene Aufgaben im direkten Kontakt mit den Pferden. Dabei haben wir jedes einzelne Pferd im Blick, sodass wir am Ende des Tages sagen können, was das Pferd gemacht hat, wie es ihm geht, was es braucht.
Was motiviert Sie selbst, Partner des Zertifikatsprogramms zu sein?
Ich nehme zwar nicht mehr an ganz so vielen Turnieren teil wie früher, liebe aber dennoch weiterhin den Springsport. Meine Eltern hatten bereits Springpferde. Seit den 1980er-Jahren betreibe ich gemeinsam mit meinem Mann John Madden die „John Madden Stables“ in Cazenovia im Bundesstaat New York – unser Pferdeparadies. Ich gebe mein Wissen und meine Erfahrungen einfach gerne an junge motivierte Menschen weiter. Auch im Sinne der Pferde – denn sie profitieren ebenfalls davon, wenn ein Stall professionell und verantwortungsvoll betrieben wird. Ein gutes „Stable Management“ ist ebenfalls gut für die Pferde.
Wie wichtig ist der Team-Gedanke hierbei?
Der Team-Gedanke ist sehr wichtig. In unserem Stall sind einige Mitarbeiter vorwiegend für die Turnierpferde zuständig, andere wiederum für die jungen Pferde, die Pferde in Reha sowie die „Rentner”. Darüber hinaus gibt es Mitarbeiter, die für die Instandhaltung der Farm verantwortlich sind. Ich habe bewusst „vorwiegend” gesagt. Denn zwischen den verschiedenen Bereichen gibt es auch Überschneidungen. Daher muss jeder Mitarbeiter wissen, was die anderen Abteilungen machen. Nur so kann man gut zusammenarbeiten und auch schon einmal woanders einspringen, wenn es nötig ist. Den Satz „Das ist nicht mein Job” gibt es auf unserer Farm nicht. Auf der anderen Seite achten wir darauf, dass jeder Mitarbeiter eine angemessene und faire Arbeitszeit hat und dass jeder die Zeit bekommt, die er braucht, um seinen Job gut zu machen.
Welche Fähigkeiten sollten die Teilnehmenden sonst noch mitbringen? Auf jeden Fall Leidenschaft und Liebe für Pferde, und natürlich eine offene, aufgeschlossene Haltung. Bei uns kann man sehr viel lernen, aber wir sind kein Klassenraum, wo alles vorgegeben ist. Selbstständigkeit ist gefragt. Viel kann man bereits lernen, wenn man einfach nur genau hinschaut, was um einen herum passiert, und wenn man selbst Teil des Ganzen wird.
Quelle: Pressemitteilung CHIO Aachen
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