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Veränderung der Körpertemperatur bei Pferden durch Belastung

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29.04.2020 Eine in Animals veröffentlichte Studie hat festgestellt, dass sich die Oberflächlen-Körpertemperatur eines Pferdes am Hals und Rücken bei großer Belastung verändert.

Überbelastung durch starkes Gewicht

Reiten von Freizeitpferden wird immer beliebter, aber oft wird das Wohlergehen dieser Pferde nicht ausreichend berücksichtigt. Meistens ist diese Situation mit zu hoher Arbeitsbelastung oder unzureichenden Kenntnissen der Besitzer verbunden. Ein weiteres Problem kann die Überbelastung der Tiere durch übermäßiges Gewicht des Reiters/in sein, denn das Problem der Fettleibigkeit tritt immer häufiger auf.

Das Tragen schwerer Gewichte verringert das Wohlbefinden des Pferdes erheblich und beeinträchtigt die Bewegungsmechanik. Ein längerer Einsatz auf diese Weise kann bei dem Pferd zu Gesundheitsproblemen (im Rücken und in den Gliedmaßen) und zu Lahmheiten führen. Derzeit gibt es keine strengen Gewichtsgrenzen für Reiter.

Oberflächentemperatur und vegetatives Nervensystem beim Pferd

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Symbolfoto

Izabela Wilk von der Abteilung Horse Breeding and Use der University of Life Science in Lublin, Polen, und Kollegen glauben jedoch, dass Pferdebesitzer diesem Problem mehr Aufmerksamkeit widmen sollten. In dieser Studie wurde gezeigt, dass sich die Oberflächentemperatur und die Aktivität des vegetativen Nervensystems verändern, sobald es zu einer Belastung des Pferdes mit mehr als 20 % seines Körpergewichts kommt, selbst bei geringer Anstrengung.

Es wurde angenommen, dass das Wohlbefinden des Pferdes negativ beeinflusst werden kann, wenn das Körpergewicht des Reiters im oberen Grenzbereich liegt. Ziel dieser Arbeit war es, die Unterschiede bei der Körpertemperatur und in ausgewählten Herzfrequenzparameter bei Pferden zu analysieren, als Reaktion auf körperliche Betätigung, in Verbindung mit Belastungen durch verschiedene Körpergewichte des Reiters.

Test: Pferd und Reiter mit unterschiedlichem Gewicht

Die Studie wurde an zwölf 10 bis 15 Jahre alten Freizeit-Warmblut-Wallachen durchgeführt. Die Pferde wurden von zwei Reitern mit gleicher Qualifikation, deren Körpergewichte etwa 20 % bzw. 10 % des durchschnittlichen Körpergewichts der Tiere (etwa 470 kg) betrug, geritten.

Beide Reiter ritten jedes der 12 Pferde 13 Minuten im Schritt und 20 Minuten im Trab. Bilder des Pferdes in Ruheposition, nach der körperlichen Betätigung (direkt nach dem Absatteln) und während der Erholungsphase (10 min nach dem Absatteln) wurden mit einer Infrarot-Wärmebildkamera aufgenommen.

Analyse der Temperaturen

Zur Analyse wurden die Temperaturen ausgewählter Körperteile an der Oberfläche des Kopfes, des Halses, der vorderen, mittleren und hinteren Teile des Rumpfes (Kruppe) sowie der Vorder- und Hintergliedmaßen gemessen. Unmittelbar nach der Aufnahme der Bilder mit einer Infrarot-Wärmebildkamera wurde die Rektaltemperatur des Pferdes gemessen.

Die Herzfrequenzparameter wurden in Ruheposition für

  • 10 Minuten direkt vor,
  • während und
  • 10 Minuten nach dem Ende einer Trainingseinheit gemessen.

Eine multivariate Varianzanalyse (ANOVA; mehrdimensionale Abweichungsanalyse) für wiederholte Messungen wurde durchgeführt. Die statistische Signifikanz wurde für p < 0,05 akzeptiert.

Erhöhte Temperaturmessungen

Eine Reiter-Körpergewicht-Belastung eines Pferdes von etwa 20 % des Körpergewichts des Pferdes führte zu einem erheblichen Anstieg der oberflächlichen Temperaturen des Halses, der vorderen, mittleren und hinteren Teile des Rumpfes im Verhältnis zu den Durchschnittstemperaturen dieser Körperteile, wenn die Belastung etwa 10 % des Körpergwichts des Pferdes betrug. Die Durchschnittstemperaturen von Kopf und Gliedmaßen wurden durch die Belastung des trainierten Pferdes nicht signifikant beeinflusst.

Die Belastung eines Pferdes von mehr als 20 % seines Körpergewichts wirkt sich selbst bei geringer Anstrengung auf Änderungen der Oberflächentemperatur und auf die Aktivität des vegetativen Nervensystems aus, schließen die Forscher.

Quelle: Distribution of Superficial Body Temperature in Horses Ridden by Two Riders with Varied Body Weights. Animals. DOI: 10.3390/ani10020340

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